Innehalten

Du musst nicht über Meere reisen,
musst keine Wolken durchstoßen
und musst nicht die Alpen überqueren.
Der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit.
Du musst deinem Gott nur
bis zu dir selbst entgegengehen.
(Bernhard von Clairvaux)

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Die Seligpreisungen (Neues Testament Matthäus 5, 1-12)

Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
Selig sind, die geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die Trauernden; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind, die hungert und dürstet nach Gerechtigkeit; sie sollen satt werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
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Betrachtung

(60 Minuten)
Die folgenden Bilder und die Musik verlangen im Nachspüren und Hören Hingabe und die Sehnsucht, Gott begegnen und näher kommen zu wollen. In dieser Weise ist die Betrachtung weniger eine Betrachtung mit dem Verstand als vielmehr mit dem Herzen. Es stellt sich jedem Betrachter die Frage:

  • Was berührt mich?

  • Was kann ich für mich annehmen und verfolgen?

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In vielen Religionsgemeinschaften glauben die Menschen, in das „Reich Gottes“ gelangen zu können, wenn sie so handeln wie ihnen „ihr Gott“ verheißt, dass sie sich verhalten sollen. Im Grunde genommen ist dies beschrieben mit dem Begriff „Himmel“. Dies stellt eher einen Zustand dar als einen konkreten Ort, dem viele Menschen nachzustreben versuchen.

Für Christen wird das Reich Gottes vor allem in der Gemeinschaft mit Gott erreicht. In Gottes Ewigkeit - im Leben und nach dem Tod - leben zu dürfen, betrachten sie als Geschenk und Gnade Gottes. Durch die Menschwerdung Gottes in Jesus und dessen Lebensweg, Weg in das Reich des Todes und dessen Auferstehung wird den Christen dies bereits auf der Erde und zu Lebzeiten erreichbar. Im apostolischen Glaubensbekenntnis wurde bereits sehr früh die Geburt, der Tod und die Auferstehung Jesu in den Vordergrund gestellt. So beten darin Christen auch:

„Hinabgestiegen in das Reich des Todes - Aufgefahren in den Himmel“

Jesus ist wirklich gestorben. Er ist in die tiefste menschliche Not hineingegangen, er ist „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Er hat unserem Tod die Bitterkeit genommen. Wir wissen, unsere Gemeinschaft mit Christus überdauert den Tod. Christus ist unser Leben und unsere Auferstehung. Das muss in unserem gegenwärtigen Leben sichtbar werden: in der Freude, die aus der Hoffnung und aus der Liebe geboren wird.
(Schott Messbuch am Karsamstag)

Kreuz als Lebensbaum - Jesus hat den Tod besiegt

Jesus hat den Tod besiegt. So findet sich in den christlichen Kirchen stets das Kreuz als Symbol unseres Glaubens. Meist bezieht sich die Darstellung auf die Kreuzigung: Kreuzesbalken und Dornenkrone führen zu Leid, Schmerz und Tod. Das Kreuz ist aber mehr:

es ist Zeichen der Hoffnung für das Leben. So finden sich gelegentlich Darstellungen des Kreuzes als Lebensbaum. Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt und am Kreuz gestorben, ist nicht im Tod geblieben, er ist auferstanden in ein neues Leben. Für diesen Glauben und für diese Hoffnung steht das Kreuz. Die Hoffnung, die den Christen das Kreuz symbolisiert, weist nicht nur auf ein Leben nach dem Tod hin, sie ist in Jesus Beispiel für das Leben im Hier und Jetzt.

Unser Weg in das Reich Gottes - Nachfolge Jesu

In der Nachfolge Jesu wird uns die Seligkeit geschenkt, wenn wir zu tun versuchen, was er uns vorgelebt hat. Jeder ist gerufen, durch die Betrachtung des Lebens Jesu, daran Anteil zu haben. Damit bedeutet Nachfolge, zu sich selbst zu finden und ein tragfähiges Fundament in der persönlichen Entwicklung auszubilden. Wachsen kann dieses Fundament in einem Prozess, in dem wir das Leben und Wirken Jesu betrachten und zu verstehen versuchen, so zu leben, zu denken wie er und zu handeln, seiner göttliche Sendung nachzuspüren.

Wenn wir das Leben und Wirken Jesu als Lebensschule für uns betrachten, dann ist eine seiner bedeutungsvollsten Aussagen enthalten in seiner Bergpredigt. Die Bergpredigt ist die wohl bekannteste Rede, die Jesus gehalten hat. Darin verkündet er, worauf es im Zusammenleben der Menschen ankommt. Er stellt darin Regeln für das menschliche Zusammenleben auf. Die Bergpredigt gilt als Kernstück des Christentums. Sie enthält die Seligpreisungen, die wir im Folgenden betrachten wollen.

Die Seligpreisungen sind tröstende Worte und zielen daraufhin, dem Menschen einen Weg aufzuzeigen, auf dem er sich entwickeln und vervollkommnen kann. Das Reich Gottes steht allen offen, die sich danach sehnen und Gottes Gnade gefallen lassen. "Arm vor Gott" ist nicht, wer kein Geld hat, mittellos, womöglich krank ist und betteln muss. Arm vor Gott'' ist der Mensch, der die Notlagen seines Lebens auf dem Weg der Seligpreisungen bewältigt und in ihnen die Chance sieht zum Sein seiner selbst zu gelangen und zu dessen Grund: Gott.

Wer die Seligpreisungen ruhig und meditierend betrachtet, erspürt mitten im Leben die Gnade Gottes in der Verwirklichung seiner praktizierten Nächstenliebe. Die Seligpreisungen deuten aber auch dahin, Leiden und Unbarmherzigkeit nicht zu vergessen, sie zeigen Trost und Schrecken gleichzeitig. Der Trost verbirgt sich nicht allein in den Worten, er verbirgt sich in Taten und Begegnungen des Alltags.

Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.

 

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