Seit vielen Wochen in der Corona-betroffenen Zeit beschäftigen wir uns gewollt oder ungewollt mit der Frage ´Zurückkommen zur Normalität´ und müssen doch in vielen unserer Lebenssituationen feststellen, wir haben dieses Stadium nicht erreicht. Unser Leben ist anders als vor vielen Monaten, als es den Virus nicht gab. Aber, was stellen wir uns unter Rückkehr zur Normalität vor? Ist es unser Leben in der Gesellschaft? Ist es die gesellschaftliche Norm oder ist es unser Verhalten und das was der Einzelne für Normal hält? Wirklich trennscharfe und allgemein gültige Normen entsprechen eher einer Idealvorstellung. Danach können wir uns zwar ausrichten, ja. Aber, wollen wir das wirklich in dieser Art und Weise – so zum Beispiel ´Rückkehr zum Status Quo´? Macht das Sinn? Oder könnten wir gerade jetzt in einer solchen Krisenphase erkennen, dass eine veränderte Ausrichtung anstrebenswert ist und zu Verbesserungen führt, weil der Status Quo in unserer Lebensgestaltung eben doch nicht so sinnvoll war?

Auf unserem Glaubensweg als Christen ist das nicht anders. Waren wir zu Zeiten des Status Quo, also vor der Corona-Pandemie, wirklich auf dem rechten Weg?

Viele Christen suchen neue Wege

Domradio (Köln) berichtete am 18.6. über eine noch laufende ökumenische Studie unter Seelsorgern zu Erfahrungen mit digitalen Medien während der Corona-Pandemie. Diese zeigt schon jetzt Veränderungen im Gemeindeleben. In der Krise enstanden beispielsweise neue Formen von Gottesdiensten.

https://www.domradio.de/themen/corona/2020-06-18/viele-christen-suchen-neue-wege-theologe-sieht-veraenderungen-im-gemeindeleben-der-corona-krise

Zitiert wird der Frankfurter Pastoraltheologe Wolfgang Beck ´Es sei geradezu naiv zu denken, man könne nach der Krise in den Zustand vom Januar zurückkehren. Viele Christen suchten sich inzwischen neue Wege, Orte und Verbindungen und lernten, dass sie durch die Online-Möglichkeiten nicht mehr zwingend an die ihre Gemeinde vor Ort oder gar an ihre Konfession gebunden seien´.

Die Studie zeige, dass die Bedeutung des Sonntagsgottesdienstes abgenommen habe, so Beck. Das gelte auch für bisher regelmäßige Kirchgänger. "Die Sehnsucht nach der Wiederaufnahme der Gottesdienste ist nicht so stark ausgeprägt, wie das vielleicht vor der Krise erwartet worden wäre." Alarmismus sei aber nicht angebracht.

Die Kirche habe sich bisher stark auf die Liturgie fokussiert, sagte Beck. Viele Gläubige empfänden aber den Wert der sonntäglichen Messfeier anscheinend als nicht so hoch, wie es als Ideal gelte. "Es könnte etwas Heilsames haben, da Korrekturen anzumerken." Demgegenüber sei die soziale Arbeit vernachlässigt worden. "Wir haben in den Gemeinden zum Beispiel nicht ausreichend die Themen Armut und Vereinsamung berücksichtigt."

Beschäftigung mit dem Evangelium

Was wir bisher aber auf keinen Fall vernachlässigt haben, ist unser Bezug auf das Wort, vor allem das Lesen und Hören von Texten des Evangeliums und die Beschäftigung mit dem Leben und Wirken von Jesus Christus, der mit uns seine Verbindung zum Reich Gottes teilen möchte. Wir Christen glauben, dass Jesus immer bei uns ist. Das ist unsere Normalität – auch wenn sich hin und wieder durchaus Zweifel einstellen können.

Meine folgende Betrachtung geht aus von dem Kirchenlied „Jesus, du bist hier zugegen.“ (Gotteslob 492) und nimmt den Grundgedanken des Evangeliums vom letzten Sonntag, dem 12. Sonntag im Jahreskreis auf: „Fürchtet Euch nicht!“ (Evangelium Matthäus 10)

Gott in allem suchen und finden, auf Gott vertrauen

Jesus sagt: Fürchtet euch nicht! – Sie können zwar den Leib töten, aber nicht die Seele. Gott wacht über euch – bekennt euch offen und ehrlich zu mir, verleugnet mich nicht.“

In diesem Gedanken sprechen auch die Mystikerin Theresa von Avila „Nada te turbe“ (Nichts möge dich erschrecken. Wer sich ganz an Gott hält, dem wird nichts mangeln) oder der heilige Franz von Sales, der selbst davon überzeugt war, dass alle, die Gott vertrauen, keine Angst zu haben brauchen, vor nichts und niemanden, denn sie werden nicht verloren gehen.

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Zur Betrachtung

(ca. 22 min.)

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Noch einmal Fragen

  • Ist das Evangelium wirkungsvoll, wenn bei den Katholiken nur mehr 15 % praktizierende Christen sind? Haben die Prediger, die Katecheten und alle, die sich um die Evangelisation bemühen und das Wort Gottes verkünden, überhaupt etwas der Welt von heute zu sagen?
  • Ist die Wahrheit Gottes so stark, dass sie sich unter allen Umständen durchsetzen wird. Spüren wir die Wirklichkeit, dass Gott nichts verborgen ist? Oder ist gar in persönlichen Krisen die Angst von Gott vergessen zu sein ein Grund für die innere Abkehr?
  • Möglicherweise ist auch die Bequemlichkeit der starke innere Feind, der die Gläubigen unserer Zeit in ihrem persönlichen Glauben bedroht oder gar die überzogene Ich-Bezogenheit?

Wenn wir auf Gott unser ganzes Vertrauen setzen wollen, könnte es uns helfen, all unsere Angst zu überwinden.

 

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